Sport

Höher, schneller, weiter? Rekorde in der Leichtathletik

Es ist ein faszinierender Gedanke, schneller zu laufen, höher zu springen oder weiter zu werfen, als alle Athleten der Gegenwart und Vergangenheit, und somit die Messlatte für die ganze Menschheit höher zu legen. Und wenn nach einer Ausnahmeleistung wie den Sprints eines Usain Bolt dann das Ergebnis erscheint und der Weltrekord gebrochen ist, ist die Begeisterung nicht mehr zu überbieten. Zum Teil ist es vielleicht auch der Wunsch nach unvergänglichem Ruhm, der diese Beiträge zur Sportgeschichte spannend macht. Es gibt jedoch ein paar Kritikpunkte, die den Umgang mit den Bestmarken in Frage stellen.

Unbequeme Rekorde

Immer wieder wurde und wird die Sportwelt durch kleine und große Skandale erschüttert, wenn heraus kommt, dass Sportler mit verbotenen Substanzen gedopt wurden. Wer heute in der Leichtathletik neue Maßstäbe setzen will, steht in einigen Disziplinen vor seit Jahrzehnten ungebrochenen, extremen Rekorden aus Zeiten, in denen besonders viel gedopt wurde. Sich daran zu messen, bietet sich für heutige Sportler kaum an, und es wurde mehrfach überlegt, ob man die Rekorde von einst für die Zukunft ignorieren sollte, und einfach von vorne beginnt. Ein solcher Schritt gestaltet sich offenbar juristisch sehr schwierig, könnte aber vielleicht das Vertrauen in eine saubere Leichtathletik wieder stärken.

Der Zufall läuft mit

Dort, wo die Rekorde nicht durch absolute Ausnahmeleistungen außer Reichweite geschoben wurden, liegen sie mit der Zeit immer dichter beieinander. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Rekordbrüche daher zu einem großen Teil einfach Zufall sind, und beeinflusst von Umweltfaktoren wie Klima, Wind und der Beschaffenheit der Strecke. Glücklicherweise gibt es immer wieder auch Sportler, die alle statistischen Voraussagen sprengen und ganz ohne Rückenwind mit fantastischen Leistungen beeindrucken. Insgesamt muss man aber auch feststellen, dass Rekorde nicht immer unter genau gleichen Bedingungen erreicht werden, und darum ist der fairste Wettkampf immernoch der mit den anderen Athleten, die live dabei sind.

Das Drama des Wettlaufs

Bei allem angemessenen Respekt für die Ausnahmeleistungen der Weltklassesportlern, ist es vielleicht aber auch gut, wenn die Bedeutung der Rekorde etwas relativer gesehen wird. Am Ende ist doch der sportliche Wettkampf, der im hier und jetzt zwischen Top-Athleten stattfindet, das eigentliche Ereignis, und nicht die notierte Unsterblichkeit von Namen und Zahlen. Wenn wir die Rekorde einmal das sein lassen, was sie eben sind, dann ist dieser Wettkampf wieder das, worauf es im Sport vor allem anderen ankommt.