Von Katrin Frey
Ein weiteres lebhaftes Jahr in der Kampfgeschichte geht zu Ende. Ein neues MMA Jahr hat schon begonnen. Für den Kampfsport war es eine Übergangszeit: Im Boxsport läuft der Versuch der Wiedergutmachung, der Rückkehr zu den glorreichen Tagen, an denen Schwergewichtskämpfe um den Wasserspender herum besprochen wurden. In MMA will jeder wie McGregor sein, der sich im vergangenen Jahr zum drittreichsten Sportler der Welt hochkämpfte. Deshalb will Khabib gegen Mayweather kämpfen und keinen weiteren Kampf für weniger als 50 Millionen Dollar austragen. Deshalb spielt Mayweather möglicherweise/möglicherweise nicht mit der Idee, gegen Tenshin Nasukawa zu kämpfen, den Wunderkickboxer der für One Championship kämpft. Aber wie immer war es ein weiteres tolles Jahr für die Leute, die gerne andere grün und blau schlagen. Hier ist ein Rückblick auf die 10 besten Kämpfe, die 2018 stattgefunden haben.
Zabit Magomedsharipov vs. Kyle Bochniak, UFC 223
Zabit sieht ganz brav aus, ist unauffällig und zurückhaltend. Er lässt sich nicht auf Trashtalk ein und spielt auch nicht mit dem Publikum. Er mag etwas dürr wirken mit einem Kopf, der zu groß für den Körper geraten ist. Zabit aber ist ein Kampfkunstgenie! Seine Treffer sind blitzschnell und kommen aus allen Himmelsrichtungen: fliegende Knie, Supermanpunches vom Rand des Käfigs aus, Drehkicks und Ellenbogen zum Körper. Er wirft dich in Sekundenschnelle auf den Boden und zeigt die gleiche mühelose Körperbeherrschung und Reaktion auf die Dynamik seiner Gegner, wie Khabib und Daniel Cormier. „ZaBeast“ wird in den kommenden Jahren mit Sicherheit ein fester Favorit für alle MMA-Fans werden. Wie nur ist einer wie er zu schlagen? Nun, Kyle Bochniak lässt die Hände fallen und stolziert weiter vorwärts, schreit Lauthals mit blutüberströmtem Gesicht umher, um dann die letzten 20 Sekunden der dritten Runde nonstop zuzuschlagen. Er unterlag Zabit, doch man muss Bochniaks Energie bewundern (und die Tatsache, dass er ziemlich verrückt ist).
GGG vs. Canelo 2
Es ist allgemeiner Konsens, dass dieser Kampf noch knapper zu entscheiden war als der zuerst genannte und doch waren die unanfechtbar neutralen Richter von Nevada (es ist tatsächlich sarkastisch) besser in der Lage, hier eine Entscheidung zu treffen, als im ersten Kampf. Wie üblich überschattet die Qualität der Schiedsrichter die ausgezeichnete Demonstration der Boxkunst. Canelo nutzte seinen Konter, um GGG in den ersten Runden auszulaugen und obwohl er keinen großen Einfluss auf die Ausdauer des Russen hatte, entschied er die ersten Runden für sich. Golovkin legte ein starkes Comeback auf die Bretter, begann jedoch in der 10. und 11. Runde, sich zurückzuziehen. Beide mobilisierten in der Endrunde ihre letzten Kräfte und die Schiedsrichter meinten wohl, dass der mexikanische Kämpfer ihnen weitere Gewinnchancen bieten würde als ein russischer Boxer äh…. dass er genug getan hatte, das Match zu gewinnen. Bereithalten für Teil 3.
Chan Sung Jung vs. Yair Rodriguez, UFC Fight Night 139
Ich gebe es zu, MMA-Fans sind oft nicht die hellsten. Aber es hilft auch nicht, dass die UFC uns Fans wie Idioten behandelt. Ein Beispiel: UFC bestimmte, dass „Chan Sung Jung“ zu schwer zu sagen oder zu verstehen sei und propagierte stattdessen den Kampf mit Yair Rodriguez gegen „The Korean Zombie“ (siehe auch das Poster „Shevchenko vs. Joanna“ für UFC 231, denn „Jedrzejczyk“ ist auch zu komplex). Jung war eine Weile weg vom Fenster, weil er zwei Jahre Militärdienst in seiner Heimat Korea zu absolvieren hatte und zudem für den Großteil von 2017 eine Knieverletzung auskurierte. Für November letzten Jahres wurde ein Kampf gegen Frankie Edgar vereinbart, aber dieser zog sich zurück und wurde durch Yair Rodriguez ersetzt. Was folgte, war eine epische Konfrontation: Beide Männer gaben absolut alles und der Kampf endete mit einem unscheinbar aussehenden Ellbogen in letzter Sekunde, der den Koreaner wie einen Zombie zu Boden gehen ließ.
Jéssica Andrade vs. Karolina Kowalkiewicz, UFC 228
UFC 228 war eines der besten Events des Jahres, wenn man den Headline-Kampf ignoriert (ein relativ wenig inspirierender Darren Till gegen Tyron Woodley). Neben zwei einzigartigen „Bananensplit“-Niederlagen durften wir diesen offenen Krieg zwischen Andrade und Kowalkiewicz erleben. Beide Frauen gingen direkt ab der Eröffnungsglocke auf einander los. Nachdem sie ein paar Schläge zur Einschätzung der Gegnerin getestet hatten, wurde auf die Mundstücke gebissen und das Leder gegen die Käfigwand geschwungen, als gäb´s kein Morgen mehr. Andrade behielt stets die Oberhand und schlug deutlich dominant, bevor sie Kowalkiewicz in der ersten Runde ausschaltete, während noch zwei Minuten übrigblieben. Es dürfte interessant sein zu sehen, wie die aktuelle Champion Rose Namajunas mit der Power der Brasilianerin umgeht, wenn sie schließlich aufeinandertreffen.
Conor McGregor vs. Khabib Nurmagomedov, UFC 229
Du hast davon gehört? Ja, dieser Kampf lief genauso ab, wie jeder, der mit MMA vertraut ist, erwartete. McGregor ist berühmt dafür, mit einem Plan in seine Kämpfe einzusteigen, wie zum Beispiel der Timing-Arbeit, die er für Jose Aldo geleistet hatte, oder dem Aufwärtshaken, der Floyd Mayweather – wenn auch nur für einen Moment – beunruhigte. Seine Vorbereitungen für Khabib waren da keine Ausnahme. McGregors Team wusste, dass er jederzeit zu Boden gehen könnte; schaut man sich die erste Runde an, kann man erkennen, dass Conor Khabib kontrolliert und den Schaden minimiert, den dieser am Boden anrichten könnte. Aber dies ist Khabib, einer der dominantesten Ringer, die der Sport je gesehen hat. Nur kurz konnte er aufgehalten werden. Trotz des ganzen Dramas nach dem Kampf war dies nicht der wettbewerbsfähigste aller Kämpfe. Dennoch ist es der am meisten diskutierte Kampf des Jahres und verdient deshalb einen Platz auf dieser Liste.
Teil 2 folgt schon bald hier.